Herman Weidner beim Rundgang mit dem Beteiligungsforum Handicap

Foto und Text Sandra Usler

 

 

Mit Taststock und Rollstuhl unterwegs

Was für den einen gut ist, ist für den anderen hinderlich: Das Beteiligungsforum Handicap war in Viernheim unterwegs

Viernheim. Carsten Miller zeichnet und schreibt: Der Mitarbeiter des städtischen Amts für Stadtentwicklung und Umweltplanung (ASU) skizziert und notiert alles, was ihm auf dem Weg von der Fußgängerzone zum Bahnhof auffällt. Sein Augenmerk liegt dabei auf den buchstäblichen Stolperfallen für körperlich beeinträchtigte Bürger.

Mitglieder des Beteiligungsforums Handicap und Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehen gemeinsam das eigentlich kurze Wegstück ab, um zu prüfen, welche Schwierigkeiten sich für Seh- oder Gehbehinderte auftun. „Es sind manchmal konträre Anforderungen“, weiß Carsten Miller. So bräuchten Rollstuhlfahrer einen komplett abgesenkten Bordstein, während sich Sehbehinderte an der Gehwegkante orientieren. „Wir suchen nach der Kompromisslösung“, verspricht Miller. Martin Bosold vom Ordnungsamt nickt zustimmend.

Straßenbelag und Bordsteinkante

Gleich am Ende der Fußgängerzone, an der Kreuzung Rathausstraße/Robert-Koch-Straße, gibt es das erste Problem: Sehbehinderte erkennen wegen des ebenerdigen Straßenbelags nicht, was Gehweg und was Fahrbahn ist. Auch ein paar Meter weiter stehen Sehbehinderte vor einem Hindernis: Das Baumrondell können sie zwar mit dem Blindenstock ertasten. „Aber man verliert beim Herumlaufen die Orientierung“, demonstriert Luise Dieter.

Die sehbehinderte Auszubildende der Stadtverwaltung hat auch gleich einen Vorschlag: „Es fehlen Bodenindikatoren, wie es sie in anderen Städten schon gibt.“ Solche Orientierungslinien findet man zum Beispiel an Bushaltestellen. „Für Rollstuhlfahrer ist die Situation auf dieser Seite einfacher“, gibt Birgit Gäbler zu. Aber auf der anderen Straßenseite, wenn man von der Hügelstraße rechts abbiegen würde, haben Rollstuhl- und Rollator Fahrer ihre Not: Der Abstand zwischen Hauswand und Blumenkübel ist so gering, dass man nicht durchpasst und unweigerlich auf die Fahrbahn ausweichen muss. „Versetzen wird schwierig, aber kleinere Pflanzkübel sind vielleicht möglich“, überlegt er.

An der Ecke Weinheimer Straße/Robert-Koch-Straße sind gleich zwei Fußgängerüberwege. Doch für Rollstuhlfahrer ist der Gehweg eigentlich zu hoch, um auf die Straße zu gelangen. Nur mit voller Kraft schafft es Hermann Weidner über den Zebrastreifen. „Da müsste man die Bordsteinkante absenken“, kennt Bosold eine mögliche Sofortmaßnahme. Für Sehbehinderte ist der Überweg gar nicht zu erkennen. Eine Alternative wäre der Übergang am Maria-Ward-Kindergarten.

Aber die Ampel dort ist keine Blindenampel. Es gibt kein akustisches Signal für die Lichtanlage und auch keins für den Signalwechsel. An der Stelle haben Rollstuhlfahrer das Problem, dass sie mit den Rädern in den Gullyabdeckungen stecken bleiben. Und die Grünphase ist für ein ausgiebiges Rangieren viel zu kurz. „Sieben Sekunden“ stoppt Horst Stephan mit. Carsten Miller und Martin Bosold nehmen es in ihren Maßnahmenkatalog auf. Ampelanlagen, besonders Blinden-Ampeln, stehen ohnehin auf der Agenda des Beteiligungsforums Handicap. Der Zusammenschluss aus Bürgern mit Handicap, Mitarbeitern der Verwaltung und Vertretern der Politik, will sich in diesem Jahr außerdem noch der Wegstrecke von der Innenstadt zum Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) annehmen.

Herman Weidner beim Rundgang mit dem Beteiligungsforum Handicap

Foto und Text Sandra Usler

 

 

Mit Taststock und Rollstuhl unterwegs

Was für den einen gut ist, ist für den anderen hinderlich: Das Beteiligungsforum Handicap war in Viernheim unterwegs

Viernheim. Carsten Miller zeichnet und schreibt: Der Mitarbeiter des städtischen Amts für Stadtentwicklung und Umweltplanung (ASU) skizziert und notiert alles, was ihm auf dem Weg von der Fußgängerzone zum Bahnhof auffällt. Sein Augenmerk liegt dabei auf den buchstäblichen Stolperfallen für körperlich beeinträchtigte Bürger.

Mitglieder des Beteiligungsforums Handicap und Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehen gemeinsam das eigentlich kurze Wegstück ab, um zu prüfen, welche Schwierigkeiten sich für Seh- oder Gehbehinderte auftun. „Es sind manchmal konträre Anforderungen“, weiß Carsten Miller. So bräuchten Rollstuhlfahrer einen komplett abgesenkten Bordstein, während sich Sehbehinderte an der Gehwegkante orientieren. „Wir suchen nach der Kompromisslösung“, verspricht Miller. Martin Bosold vom Ordnungsamt nickt zustimmend.

Straßenbelag und Bordsteinkante

Gleich am Ende der Fußgängerzone, an der Kreuzung Rathausstraße/Robert-Koch-Straße, gibt es das erste Problem: Sehbehinderte erkennen wegen des ebenerdigen Straßenbelags nicht, was Gehweg und was Fahrbahn ist. Auch ein paar Meter weiter stehen Sehbehinderte vor einem Hindernis: Das Baumrondell können sie zwar mit dem Blindenstock ertasten. „Aber man verliert beim Herumlaufen die Orientierung“, demonstriert Luise Dieter.

Die sehbehinderte Auszubildende der Stadtverwaltung hat auch gleich einen Vorschlag: „Es fehlen Bodenindikatoren, wie es sie in anderen Städten schon gibt.“ Solche Orientierungslinien findet man zum Beispiel an Bushaltestellen. „Für Rollstuhlfahrer ist die Situation auf dieser Seite einfacher“, gibt Birgit Gäbler zu. Aber auf der anderen Straßenseite, wenn man von der Hügelstraße rechts abbiegen würde, haben Rollstuhl- und Rollator Fahrer ihre Not: Der Abstand zwischen Hauswand und Blumenkübel ist so gering, dass man nicht durchpasst und unweigerlich auf die Fahrbahn ausweichen muss. „Versetzen wird schwierig, aber kleinere Pflanzkübel sind vielleicht möglich“, überlegt er.

An der Ecke Weinheimer Straße/Robert-Koch-Straße sind gleich zwei Fußgängerüberwege. Doch für Rollstuhlfahrer ist der Gehweg eigentlich zu hoch, um auf die Straße zu gelangen. Nur mit voller Kraft schafft es Hermann Weidner über den Zebrastreifen. „Da müsste man die Bordsteinkante absenken“, kennt Bosold eine mögliche Sofortmaßnahme. Für Sehbehinderte ist der Überweg gar nicht zu erkennen. Eine Alternative wäre der Übergang am Maria-Ward-Kindergarten.

Aber die Ampel dort ist keine Blindenampel. Es gibt kein akustisches Signal für die Lichtanlage und auch keins für den Signalwechsel. An der Stelle haben Rollstuhlfahrer das Problem, dass sie mit den Rädern in den Gullyabdeckungen stecken bleiben. Und die Grünphase ist für ein ausgiebiges Rangieren viel zu kurz. „Sieben Sekunden“ stoppt Horst Stephan mit. Carsten Miller und Martin Bosold nehmen es in ihren Maßnahmenkatalog auf. Ampelanlagen, besonders Blinden-Ampeln, stehen ohnehin auf der Agenda des Beteiligungsforums Handicap. Der Zusammenschluss aus Bürgern mit Handicap, Mitarbeitern der Verwaltung und Vertretern der Politik, will sich in diesem Jahr außerdem noch der Wegstrecke von der Innenstadt zum Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) annehmen.

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