Willi Rudolf fordert mehr Unterstützung für Behinderte

Willi Rudolf fordert mehr Unterstützung für Behinderte
und moniert Mängel bei Mobilität

KREIS TÜBINGEN. Vieles ist auf einem guten Weg – doch an zahlreichen Punkten brauchen behinderte Menschen im Kreis Tübingen noch mehr Unterstützung. In seinem Jahresbericht monierte Kreisbehindertenbeauftragter Willi Rudolf vor allem Barrieren bei Bussen und Bahnen und bemängelte den noch immer ausstehenden Nahverkehrsplan.

Aus dem Haus zu können, um Freunde zu treffen oder Veranstaltungen zu besuchen – gerade für Menschen, die körperlich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, ist dies besonders wichtig. »Die Frage der uneingeschränkten Mobilität ist für Menschen mit Behinderung von höchster Priorität, wenn es um die Teilhabe am öffentlichen Leben geht«, erklärte Rudolf im Kreistag.

Dass der 66-Jährige weiß, wovon er spricht, nimmt ihm dort jeder ab, und das nicht erst, seit er über den Umgang mit der eigenen Behinderung ein Buch veröffentlicht und für sein lebenslanges Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Mit sanften, aber deutlichen Worten formuliert Willi Rudolf die Anliegen der Menschen, die er als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Landkreises vertritt – und das sind immerhin elf Prozent der Bevölkerung: 24 600 der knapp 221 000 Einwohner im Kreis Tübingen leben mit einem attestierten »Grad der Behinderung« zwischen 30 und 100.

»Behinderte Menschen brauchen manchmal mehr Unterstützung«, betonte Rudolf. Dies sein kein Privileg, sondern ein Grundrecht – spätestens seit März 2009 auch ganz offiziell, seit die Bundesregierung die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat. »Alle gehören von Anfang an zur Gesellschaft dazu«, formulierte Rudolf deren Kerngedanken. »Inklusion ist ein Menschenrecht.« Echte Chancengleichheit bestünde allerdings ganz offensichtlich noch nicht.

»Ein nicht rollstuhlgerechter Bus am Morgen, fehlende Akustikunterstützung im Theater am Abend«: Je nach Art der Behinderung bedeutet dies eine Barriere, die das Leben erschwert. Immer wieder wies Rudolf auf Missstände hin. Im viel gelobten neuen Mössinger Nahverkehr hätten etwa nur fünf der sieben Busse Klapprampen für Rollstühle, zwei dagegen Stufen. Bei der Ammertalbahn klaffe noch immer ein gefährlich breiter Spalt zwischen Waggon und Bahnsteigkante. Und im ausstehenden Nahverkehrsplan müssten »möglichst weitreichende Forderungen zur Barrierefreiheit« festgeschrieben werden.

Landrat Joachim Walter versprach immerhin im letzten Punkt Abhilfe in absehbarer Zeit. Der Nahverkehrsplan solle vor der nächsten Sommerpause auf den Tisch kommen. Das Thema Ammertalbahn – »für die betroffenen Menschen katastrophal«, gestand Walter zu – sei jedoch bisher wegen des knappen Taktes zum S-Bahn-Anschluss nicht lösbar. Womöglich könne hier erst für Abhilfe gesorgt werden, wenn in einigen Jahren neue Waggons ausgeschrieben werden müssten.

Seit seinem letzten Jahresbericht hat Willi Rudolf 111 Einzeltermine als Behindertenbeauftragter des Landkreises wahrgenommen, hat rollstuhlgerechte Wohnungen und Studentenzimmer gesucht, Menschen nach einem Unfall Perspektiven eröffnet, öffentliche Gebäude und Neubaupläne auf Barrierefreiheit begutachtet. Eine »segensreiche Arbeit für viele«, würdigte FWV-Rat Manfred Hofelich. Dieter Schmidt (SPD) bescheinigte Willi Rudolf eine »sorgfältige und gewissenhafte Wahrnehmung« seines Amtes. Ehrende Worte für ein Ehrenamt. (GEA)

Willi Rudolf fordert mehr Unterstützung für Behinderte

Willi Rudolf fordert mehr Unterstützung für Behinderte
und moniert Mängel bei Mobilität

KREIS TÜBINGEN. Vieles ist auf einem guten Weg – doch an zahlreichen Punkten brauchen behinderte Menschen im Kreis Tübingen noch mehr Unterstützung. In seinem Jahresbericht monierte Kreisbehindertenbeauftragter Willi Rudolf vor allem Barrieren bei Bussen und Bahnen und bemängelte den noch immer ausstehenden Nahverkehrsplan.

Aus dem Haus zu können, um Freunde zu treffen oder Veranstaltungen zu besuchen – gerade für Menschen, die körperlich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, ist dies besonders wichtig. »Die Frage der uneingeschränkten Mobilität ist für Menschen mit Behinderung von höchster Priorität, wenn es um die Teilhabe am öffentlichen Leben geht«, erklärte Rudolf im Kreistag.

Dass der 66-Jährige weiß, wovon er spricht, nimmt ihm dort jeder ab, und das nicht erst, seit er über den Umgang mit der eigenen Behinderung ein Buch veröffentlicht und für sein lebenslanges Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Mit sanften, aber deutlichen Worten formuliert Willi Rudolf die Anliegen der Menschen, die er als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Landkreises vertritt – und das sind immerhin elf Prozent der Bevölkerung: 24 600 der knapp 221 000 Einwohner im Kreis Tübingen leben mit einem attestierten »Grad der Behinderung« zwischen 30 und 100.

»Behinderte Menschen brauchen manchmal mehr Unterstützung«, betonte Rudolf. Dies sein kein Privileg, sondern ein Grundrecht – spätestens seit März 2009 auch ganz offiziell, seit die Bundesregierung die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat. »Alle gehören von Anfang an zur Gesellschaft dazu«, formulierte Rudolf deren Kerngedanken. »Inklusion ist ein Menschenrecht.« Echte Chancengleichheit bestünde allerdings ganz offensichtlich noch nicht.

»Ein nicht rollstuhlgerechter Bus am Morgen, fehlende Akustikunterstützung im Theater am Abend«: Je nach Art der Behinderung bedeutet dies eine Barriere, die das Leben erschwert. Immer wieder wies Rudolf auf Missstände hin. Im viel gelobten neuen Mössinger Nahverkehr hätten etwa nur fünf der sieben Busse Klapprampen für Rollstühle, zwei dagegen Stufen. Bei der Ammertalbahn klaffe noch immer ein gefährlich breiter Spalt zwischen Waggon und Bahnsteigkante. Und im ausstehenden Nahverkehrsplan müssten »möglichst weitreichende Forderungen zur Barrierefreiheit« festgeschrieben werden.

Landrat Joachim Walter versprach immerhin im letzten Punkt Abhilfe in absehbarer Zeit. Der Nahverkehrsplan solle vor der nächsten Sommerpause auf den Tisch kommen. Das Thema Ammertalbahn – »für die betroffenen Menschen katastrophal«, gestand Walter zu – sei jedoch bisher wegen des knappen Taktes zum S-Bahn-Anschluss nicht lösbar. Womöglich könne hier erst für Abhilfe gesorgt werden, wenn in einigen Jahren neue Waggons ausgeschrieben werden müssten.

Seit seinem letzten Jahresbericht hat Willi Rudolf 111 Einzeltermine als Behindertenbeauftragter des Landkreises wahrgenommen, hat rollstuhlgerechte Wohnungen und Studentenzimmer gesucht, Menschen nach einem Unfall Perspektiven eröffnet, öffentliche Gebäude und Neubaupläne auf Barrierefreiheit begutachtet. Eine »segensreiche Arbeit für viele«, würdigte FWV-Rat Manfred Hofelich. Dieter Schmidt (SPD) bescheinigte Willi Rudolf eine »sorgfältige und gewissenhafte Wahrnehmung« seines Amtes. Ehrende Worte für ein Ehrenamt. (GEA)

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