Sie stürzt sich blindlings ins nächste Abenteuer. Aber auch ihre Berufung ist ein mutiger Schritt. Die Nominierung Verena Benteles, einer hochdekorierten Behindertensportlerin, für den Posten der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung ist eine doppelte Premiere. Erstmals seit 30 Jahren hätte ein Mensch mit Behinderung dieses Amt auf Bundesebene inne – zudem erstmals kein Abgeordneter. Die frühere Biathletin und Langläuferin, von Geburt an blind, ist erst seit Mai 2012 Mitglied der SPD. Zuvor hatte sie lediglich zweimal als Mitglied der Bundesversammlung für die Sozialdemokraten an der Wahl des Bundespräsidenten teilgenommen und sich im bayerischen Landtagswahlkampf als Expertin für Behindertenpolitik im Team des SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude engagiert. „Die Anfrage hat mich schon überrascht und ich brauchte etwas Bedenkzeit. Ich bin ja ganz neu im Politikbetrieb. Aber es ist eine Riesenaufgabe, die ich mit großer Freude angehen werde”, sagte die 31 Jahre alte Bentele der Frankfurter Rundschau. „Das wird vier Jahre lang ein Marathon, in den in mich reinknien werde, aber auch viel erreichen kann.”
Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte die Münchnerin als Nachfolgerin von Hubert Hüppe vorgeschlagen. Dem CDU-Bundestagsabgeordneten war bereits vor Wochen bedeutet worden, dass er unter der neuen Regierung nicht im Amt bleiben werde. Schließlich ist der Posten des Behindertenbeauftragten an Nahles’ Ministerium angedockt. Am kommenden Mittwoch kommt das Bundeskabinett zusammen. Dann könnte Bentele bereits offiziell berufen werden.
Als Verena Bentele 2010 in Vancouver ihre größten sportlichen Erfolge feierte, stand Hubert Hüppe im Zielraum der Wettbewerbe und empfing die strahlende Siegerin. Viel mehr wird von ihm nicht in Erinnerung bleiben. Außer, dass er gerne Behindertenbeauftragter geblieben wäre. Bentele aber hat schon vor Amtsantritt viel für die öffentliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderung getan. Mit dem Gewinn von gleich fünf Goldmedaillen bei den Paralympischen Spielen von Vancouver wurde sie als erste Behindertensportlerin überhaupt einem breiteren Publikum bekannt.
Sie plauderte in der Talkshow von Reinhold Beckmann, wurde zur Weltbehindertensportlerin des Jahres gewählt und nahm aus den Händen von Moderator Johannes B. Kerner den Bambi in der Kategorie Sport entgegen. „Ich habe kein schweres Schicksal. Ich bin blind geboren und hatte keine traumatischen Erlebnisse. Ich bin zufrieden mit meinem Leben“, sagte Bentele einst.
Die Grenzen, die ihr der Körper setzt, hat sie nie akzeptiert. Sie hat sie erst ausgereizt und dann verschoben. Wer sich im blinden Vertrauen auf seinen Begleitläufer auf die Skipiste wagt, wer sich mit dem Mountainbike Abfahrten hinunterstürzt, wer im Kilimandscharo den höchsten Berg Afrikas besteigt, wer in 23 Stunden einen Fahrradmarathon durch Norwegen absolviert und nebenbei ein wenig Bunjee-Jumping und Fassadenlaufen betreibt, der ignoriert seine Einschränkungen einfach. „Ich mag den Nervenkitzel, beim Sport kenne ich keine Angst“, sagt Bentele, der als nächstes eine Teilnahme am Triathlon vorschwebt. In den Straßen ihrer Heimatstadt München bewegt sie sich traumwandlerisch sicher: „Mir ist Unabhängigkeit wichtig.“
Auf dem elterlichen Bauernhof am Bodensee wuchsen Verena Bentele und ihr ebenfalls blinder Bruder nicht anders auf als ihr ältester, sehender Bruder. Im Alter von drei Jahren lernte sie Skilaufen. „Meine Eltern haben mir das Selbstvertrauen gegeben, alles auszutesten. Sie haben uns nicht eingeschränkt. Ich durfte Reiten, Fahrradfahren, Rollschuhlaufen. Ich habe mit meinen zwei Brüdern viel Quatsch gemacht. Als kleine Schwester kann man nicht immer sagen, da mache ich nicht mit, ich habe Angst“, sagt Bentele.
Selbst nach einem schweren Unfall machte sie einfach weiter. Bei den deutschen Meisterschaften 2009 hatte sie ihr damaliger Begleitläufer einen Abgrund hinabgeschickt, weil er links und rechts verwechselt hatte. Ein Fehler mit dramatischen Folgen. Nach Kreuzbandriss, Kapselrissen an zwei Fingern und Verletzungen an Leber und einer Niere, die letztlich entfernt werden musste, sah es so aus, als könnte Bentele nie wieder Sport treiben. „Aber ich bin ein Stehauf-Weiblein. Ich wollte meine Karriere nicht mit einem Sturz beenden“, erzählt die Kämpferin. Nur ein Jahr später folgten ihre erfolgreichsten Paralympischen Spiele – mit einem neuen Begleitläufer an ihrer Seite, mit dem sie längst auch privat liiert ist.
Nach insgesamt zwölf Goldmedaillen und vier Weltmeistertiteln beendete Bentele 2011 ihre Karriere. Nach ihrem Studienabschluss in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaften und Pädagogik – ihre Magisterarbeit schrieb sie zum Thema „Die Gestaltung von Büchern in Hörbuchfassung“ – arbeitete sie als freiberufliche Referentin im Bereich Personaltraining. Motivationsseminare, die sie noch vor kurzem hielt, braucht sie selbst nicht. Sie brennt vor Ehrgeiz.
Sie stürzt sich blindlings ins nächste Abenteuer. Aber auch ihre Berufung ist ein mutiger Schritt. Die Nominierung Verena Benteles, einer hochdekorierten Behindertensportlerin, für den Posten der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung ist eine doppelte Premiere. Erstmals seit 30 Jahren hätte ein Mensch mit Behinderung dieses Amt auf Bundesebene inne – zudem erstmals kein Abgeordneter. Die frühere Biathletin und Langläuferin, von Geburt an blind, ist erst seit Mai 2012 Mitglied der SPD. Zuvor hatte sie lediglich zweimal als Mitglied der Bundesversammlung für die Sozialdemokraten an der Wahl des Bundespräsidenten teilgenommen und sich im bayerischen Landtagswahlkampf als Expertin für Behindertenpolitik im Team des SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude engagiert. „Die Anfrage hat mich schon überrascht und ich brauchte etwas Bedenkzeit. Ich bin ja ganz neu im Politikbetrieb. Aber es ist eine Riesenaufgabe, die ich mit großer Freude angehen werde”, sagte die 31 Jahre alte Bentele der Frankfurter Rundschau. „Das wird vier Jahre lang ein Marathon, in den in mich reinknien werde, aber auch viel erreichen kann.”
Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte die Münchnerin als Nachfolgerin von Hubert Hüppe vorgeschlagen. Dem CDU-Bundestagsabgeordneten war bereits vor Wochen bedeutet worden, dass er unter der neuen Regierung nicht im Amt bleiben werde. Schließlich ist der Posten des Behindertenbeauftragten an Nahles’ Ministerium angedockt. Am kommenden Mittwoch kommt das Bundeskabinett zusammen. Dann könnte Bentele bereits offiziell berufen werden.
Als Verena Bentele 2010 in Vancouver ihre größten sportlichen Erfolge feierte, stand Hubert Hüppe im Zielraum der Wettbewerbe und empfing die strahlende Siegerin. Viel mehr wird von ihm nicht in Erinnerung bleiben. Außer, dass er gerne Behindertenbeauftragter geblieben wäre. Bentele aber hat schon vor Amtsantritt viel für die öffentliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderung getan. Mit dem Gewinn von gleich fünf Goldmedaillen bei den Paralympischen Spielen von Vancouver wurde sie als erste Behindertensportlerin überhaupt einem breiteren Publikum bekannt.
Sie plauderte in der Talkshow von Reinhold Beckmann, wurde zur Weltbehindertensportlerin des Jahres gewählt und nahm aus den Händen von Moderator Johannes B. Kerner den Bambi in der Kategorie Sport entgegen. „Ich habe kein schweres Schicksal. Ich bin blind geboren und hatte keine traumatischen Erlebnisse. Ich bin zufrieden mit meinem Leben“, sagte Bentele einst.
Die Grenzen, die ihr der Körper setzt, hat sie nie akzeptiert. Sie hat sie erst ausgereizt und dann verschoben. Wer sich im blinden Vertrauen auf seinen Begleitläufer auf die Skipiste wagt, wer sich mit dem Mountainbike Abfahrten hinunterstürzt, wer im Kilimandscharo den höchsten Berg Afrikas besteigt, wer in 23 Stunden einen Fahrradmarathon durch Norwegen absolviert und nebenbei ein wenig Bunjee-Jumping und Fassadenlaufen betreibt, der ignoriert seine Einschränkungen einfach. „Ich mag den Nervenkitzel, beim Sport kenne ich keine Angst“, sagt Bentele, der als nächstes eine Teilnahme am Triathlon vorschwebt. In den Straßen ihrer Heimatstadt München bewegt sie sich traumwandlerisch sicher: „Mir ist Unabhängigkeit wichtig.“
Auf dem elterlichen Bauernhof am Bodensee wuchsen Verena Bentele und ihr ebenfalls blinder Bruder nicht anders auf als ihr ältester, sehender Bruder. Im Alter von drei Jahren lernte sie Skilaufen. „Meine Eltern haben mir das Selbstvertrauen gegeben, alles auszutesten. Sie haben uns nicht eingeschränkt. Ich durfte Reiten, Fahrradfahren, Rollschuhlaufen. Ich habe mit meinen zwei Brüdern viel Quatsch gemacht. Als kleine Schwester kann man nicht immer sagen, da mache ich nicht mit, ich habe Angst“, sagt Bentele.
Selbst nach einem schweren Unfall machte sie einfach weiter. Bei den deutschen Meisterschaften 2009 hatte sie ihr damaliger Begleitläufer einen Abgrund hinabgeschickt, weil er links und rechts verwechselt hatte. Ein Fehler mit dramatischen Folgen. Nach Kreuzbandriss, Kapselrissen an zwei Fingern und Verletzungen an Leber und einer Niere, die letztlich entfernt werden musste, sah es so aus, als könnte Bentele nie wieder Sport treiben. „Aber ich bin ein Stehauf-Weiblein. Ich wollte meine Karriere nicht mit einem Sturz beenden“, erzählt die Kämpferin. Nur ein Jahr später folgten ihre erfolgreichsten Paralympischen Spiele – mit einem neuen Begleitläufer an ihrer Seite, mit dem sie längst auch privat liiert ist.
Nach insgesamt zwölf Goldmedaillen und vier Weltmeistertiteln beendete Bentele 2011 ihre Karriere. Nach ihrem Studienabschluss in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaften und Pädagogik – ihre Magisterarbeit schrieb sie zum Thema „Die Gestaltung von Büchern in Hörbuchfassung“ – arbeitete sie als freiberufliche Referentin im Bereich Personaltraining. Motivationsseminare, die sie noch vor kurzem hielt, braucht sie selbst nicht. Sie brennt vor Ehrgeiz.
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