Für ein normales Miteinander (GEA)

VON CLAUDIA HAILFINGER

TÜBINGEN/MÖSSINGEN. Manche Bewegungen hat er sich über die Jahre einverleibt. Wenn Willi Rudolf die Türe zumachen möchte, fährt er mit seinem Rollstuhl dicht an sie ran, gibt ihr mit der Hand einen Klaps und schließt sie schließlich mit einem beherzten Fußtritt.

»Wenn Sie das mal selbst so machen müssten, würden Sie ›oje‹ sagen.« Der 68-Jährige kam bereits mit körperlichen Behinderungen zur Welt. In verschiedenen Verbänden und Gremien setzt er sich seit Langem dafür ein, Behinderten die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Um Berührungsangst zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten zu mindern und das Miteinander zu normalisieren, hat er eine Vision, die er bald umsetzen möchte: Auf einer Wanderausstellung sollen Menschen ohne Einschränkungen Möglichkeiten haben, sich in die Lage von Behinderten zu versetzen. Aus dem eigenen Erleben soll Verständnis wachsen.
Seit über 30 Jahren ist Rudolf in der Kommunalpolitik tätig und hat auch bei der Ausarbeitung des Nahverkehrsplans im Landkreis Tübingen mitgewirkt. Auf das Ergebnis ist er stolz. Dennoch fallen ihm noch viele Dinge ein, die Menschen mit Handicap – sei es körperlicher oder geister Art oder die Sinne betreffend – das Leben vereinfachen könnten.

Signal für Auge und Ohr
»Fahrkartenautomaten sind etwa ein Problem«, sagt er. Für manche sind sie schlichtweg zu hoch, andere hätten Schwierigkeiten, die Funktion zu verstehen, wieder andere blendet das Display. Zudem betont er die Bedeutung des sogenannten »Zwei-Sinne-Systems«. Im Bus sei es etwa wichtig, dass Haltestellen nicht nur angezeigt, sondern auch durchgesagt werden. Auch auf deutliche Hinweise an Gefahrenstellen pocht er.
Und die Aktion »Nette Toilette«, an der sich auch die Stadt Mössingen beteiligt, hin oder her –
Menschen im Rollstuhl bringen die öffentlich zugänglichen Toiletten nur etwas, wenn sie auch behindertengerecht gebaut sind. »Typische Anlaufstellen sind da meist Krankenhäuser oder Altenheime.«
Im kommenden Jahr, so erzählt Rudolf, soll die Landesbauordnung angepasst werden. Auch da will er mitmischen. Weil die bisherige ein »zahnloser Tiger« sei. Zwar sei sie nicht schlecht, »aber sie wird nicht kontrolliert und bei Verstoß nicht sanktioniert.« Das, so findet er, soll sich jetzt ändern. (GEA)

Für ein normales Miteinander (GEA)

VON CLAUDIA HAILFINGER

TÜBINGEN/MÖSSINGEN. Manche Bewegungen hat er sich über die Jahre einverleibt. Wenn Willi Rudolf die Türe zumachen möchte, fährt er mit seinem Rollstuhl dicht an sie ran, gibt ihr mit der Hand einen Klaps und schließt sie schließlich mit einem beherzten Fußtritt.

»Wenn Sie das mal selbst so machen müssten, würden Sie ›oje‹ sagen.« Der 68-Jährige kam bereits mit körperlichen Behinderungen zur Welt. In verschiedenen Verbänden und Gremien setzt er sich seit Langem dafür ein, Behinderten die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Um Berührungsangst zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten zu mindern und das Miteinander zu normalisieren, hat er eine Vision, die er bald umsetzen möchte: Auf einer Wanderausstellung sollen Menschen ohne Einschränkungen Möglichkeiten haben, sich in die Lage von Behinderten zu versetzen. Aus dem eigenen Erleben soll Verständnis wachsen.
Seit über 30 Jahren ist Rudolf in der Kommunalpolitik tätig und hat auch bei der Ausarbeitung des Nahverkehrsplans im Landkreis Tübingen mitgewirkt. Auf das Ergebnis ist er stolz. Dennoch fallen ihm noch viele Dinge ein, die Menschen mit Handicap – sei es körperlicher oder geister Art oder die Sinne betreffend – das Leben vereinfachen könnten.

Signal für Auge und Ohr
»Fahrkartenautomaten sind etwa ein Problem«, sagt er. Für manche sind sie schlichtweg zu hoch, andere hätten Schwierigkeiten, die Funktion zu verstehen, wieder andere blendet das Display. Zudem betont er die Bedeutung des sogenannten »Zwei-Sinne-Systems«. Im Bus sei es etwa wichtig, dass Haltestellen nicht nur angezeigt, sondern auch durchgesagt werden. Auch auf deutliche Hinweise an Gefahrenstellen pocht er.
Und die Aktion »Nette Toilette«, an der sich auch die Stadt Mössingen beteiligt, hin oder her –
Menschen im Rollstuhl bringen die öffentlich zugänglichen Toiletten nur etwas, wenn sie auch behindertengerecht gebaut sind. »Typische Anlaufstellen sind da meist Krankenhäuser oder Altenheime.«
Im kommenden Jahr, so erzählt Rudolf, soll die Landesbauordnung angepasst werden. Auch da will er mitmischen. Weil die bisherige ein »zahnloser Tiger« sei. Zwar sei sie nicht schlecht, »aber sie wird nicht kontrolliert und bei Verstoß nicht sanktioniert.« Das, so findet er, soll sich jetzt ändern. (GEA)

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