Natur mit dem Rollstuhl erleben

NATURPARKInklusive Wanderbotschafter haben zwölf Routen konzipiert – Projekt nach drei Jahren abgeschlossen

Von der Redakteurin Sabine Friedrich aus der Stimme (www.stimme.de/premium)

Bernhard Demel und seine Frau Charlotte Marx-Demel haben in diesem Frühjahr eine Reihe von Ausflugszielen auf ihrer Liste. Das Ehepaar aus Weinsberg ist ganz gespannt auf die Wegstrecken für mobilitätseingeschränkte Menschen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Zwölf an der Zahl wurden im Projekt inklusive Wanderbotschafter konzipiert. Die Demels gehörten zu den rund 25 Testern.
Als Projektteilnehmer haben die Weinsberger alle Flyer mit Karte und Wegbeschreibung erhalten. Diese werden eingepackt, sobald die Gastronomie wieder öffnet und das Wetter passt. „Wir wollen uns alle Strecken vornehmen“, sagt Bernhard Demel, der seit zwei Jahren wegen einer MS-Erkrankung einen Rollstuhl benötigt. Das schränkt den gelernten Orthopädietechniker auch in seiner Freizeit ein. Jeder Aufenthalt in der Natur will geplant sein. Für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein.
Danach haben die inklusiven Wanderbotschafter, die bei dem dreijährigen Projekt, gefördert von der Aktion Mensch, unterwegs waren, die Strecken ausgewählt: Diese sollten nicht länger als drei bis fünf Kilometer sein, Behinderten-Parkplätze am Ausgangspunkt haben sowie in der Nähe von Behinderten-Toiletten oder Gastronomiebetrieben liegen. Der Untergrund der Strecken spielte ebenfalls eine wichtige Rolle, denn über Stock und Stein oder Wurzelwerk kommt ein E-Rollifahrer nicht allein. Zu starke Steigungen sind ebenfalls eines der Ausschlusskriterien.
Dass Betroffene in dieses Projekt eingebunden wurden, freut Demel. Ein Rollstuhlfahrer habe einen ganz anderen Blickwinkel als ein nicht eingeschränkter Mensch, der einfach drauf los marschieren kann. Demel weiß, worauf es ankommt. Von den 25 ehrenamtlichen Wanderbotschaftern, die für ihre Aufgabe geschult und mit einem Wander- und Erfassungspaket ausgestattet wurden, war laut Projektleiterin Ines Vorberg vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) im Bereich Althütte die Hälfte mobilitätseingeschränkt.

Abwechslung„Mitzuarbeiten war für mich sehr schön, weil ich rausgekommen bin. Es war eine Abwechslung“, sagt Demel zu der sinnvollen Aufgabe. Vom Ergebnis profitieren nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern auch Ältere oder Familien mit Kinderwagen. Ines Vorberg hat von den Akteuren ein sehr positives Echo erfahren. „Alle fanden es schade, dass das Projekt zu Ende ist.“ Sie bedauert, dass coronabedingt ein Abschlussfest nicht möglich war. Auch die jährlichen Arbeitstreffen konnten 2020 nicht stattfinden.
Die Tour im Obersulmer Autal haben die Demels unter die Lupe genommen. Die gefällt dem 57-Jährigen besonders gut, weil er gerne im Wald ist. Auch Wasser mag er, und da hat er eine zweite Route quasi vor der Haustür: den Rundkurs am Breitenauer See. Beide Touren, die bereits Teil der Weinsberger-Tal-Wege sind, hat die Gemeinde mit dem Logo der Wanderbotschafter, einer quadratischen, rot-weißen Plakette mit stilisiertem Rollstuhl, gekennzeichnet. Das ist im Sinne von Ines Vorberg. Denn man habe das Symbol extra für die Beschilderung entworfen. „Die Leute können sich dann darauf verlassen, dass die Wege von uns geprüft worden sind.“
Die Naturparkführer im Team sind alle Vorschläge abgelaufen und haben die Beschreibung für den Flyer angepasst. „Wir sind ja Laien“, sagt Vorberg. Sie wünscht sich von dem Projekt eine Initialzündung, dass andere Naturparks es nachahmen und dass möglichst alle 48 Mitgliedskommunen im Schwäbisch-Fränkischen Wald inklusive Wanderrouten konzipieren. Hier und da sei das wegen der Topographie schwierig, ist sich Vorberg bewusst.

Umdenken erforderlich„Es muss mehr passieren in Sachen Teilhabe von mobilitätseingeschränkten Menschen“, fordert die BSK-Bezirksvorsitzende ein Umdenken. Dennoch ist sie sehr zufrieden, was in den drei Jahren erreicht worden sei. „Vielleicht sogar mehr als wir für möglich hielten“, meint Bernhard Drixler, der jetzt in Ruhestand gegangene Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Für ihn ist die Qualität das Entscheidende, nicht die Quantität. Und die Aufmerksamkeit, die das Projekt erfuhr, stellt er ebenso heraus. Inklusion ist Drixler schon immer ein Anliegen. Im Naturpark gibt es Veranstaltungen und Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung.
Die Aktion Mensch hat das Projekt, das rund 50 000 Euro kostete, mit 38 000 Euro gefördert. Neben dem BSK und dem Naturpark gehörte auch der Kreisjugendring Rems-Murr zu den Partnern.




Natur mit dem Rollstuhl erleben

NATURPARKInklusive Wanderbotschafter haben zwölf Routen konzipiert – Projekt nach drei Jahren abgeschlossen

Von der Redakteurin Sabine Friedrich aus der Stimme (www.stimme.de/premium)

Bernhard Demel und seine Frau Charlotte Marx-Demel haben in diesem Frühjahr eine Reihe von Ausflugszielen auf ihrer Liste. Das Ehepaar aus Weinsberg ist ganz gespannt auf die Wegstrecken für mobilitätseingeschränkte Menschen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Zwölf an der Zahl wurden im Projekt inklusive Wanderbotschafter konzipiert. Die Demels gehörten zu den rund 25 Testern.
Als Projektteilnehmer haben die Weinsberger alle Flyer mit Karte und Wegbeschreibung erhalten. Diese werden eingepackt, sobald die Gastronomie wieder öffnet und das Wetter passt. „Wir wollen uns alle Strecken vornehmen“, sagt Bernhard Demel, der seit zwei Jahren wegen einer MS-Erkrankung einen Rollstuhl benötigt. Das schränkt den gelernten Orthopädietechniker auch in seiner Freizeit ein. Jeder Aufenthalt in der Natur will geplant sein. Für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein.
Danach haben die inklusiven Wanderbotschafter, die bei dem dreijährigen Projekt, gefördert von der Aktion Mensch, unterwegs waren, die Strecken ausgewählt: Diese sollten nicht länger als drei bis fünf Kilometer sein, Behinderten-Parkplätze am Ausgangspunkt haben sowie in der Nähe von Behinderten-Toiletten oder Gastronomiebetrieben liegen. Der Untergrund der Strecken spielte ebenfalls eine wichtige Rolle, denn über Stock und Stein oder Wurzelwerk kommt ein E-Rollifahrer nicht allein. Zu starke Steigungen sind ebenfalls eines der Ausschlusskriterien.
Dass Betroffene in dieses Projekt eingebunden wurden, freut Demel. Ein Rollstuhlfahrer habe einen ganz anderen Blickwinkel als ein nicht eingeschränkter Mensch, der einfach drauf los marschieren kann. Demel weiß, worauf es ankommt. Von den 25 ehrenamtlichen Wanderbotschaftern, die für ihre Aufgabe geschult und mit einem Wander- und Erfassungspaket ausgestattet wurden, war laut Projektleiterin Ines Vorberg vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) im Bereich Althütte die Hälfte mobilitätseingeschränkt.

Abwechslung„Mitzuarbeiten war für mich sehr schön, weil ich rausgekommen bin. Es war eine Abwechslung“, sagt Demel zu der sinnvollen Aufgabe. Vom Ergebnis profitieren nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern auch Ältere oder Familien mit Kinderwagen. Ines Vorberg hat von den Akteuren ein sehr positives Echo erfahren. „Alle fanden es schade, dass das Projekt zu Ende ist.“ Sie bedauert, dass coronabedingt ein Abschlussfest nicht möglich war. Auch die jährlichen Arbeitstreffen konnten 2020 nicht stattfinden.
Die Tour im Obersulmer Autal haben die Demels unter die Lupe genommen. Die gefällt dem 57-Jährigen besonders gut, weil er gerne im Wald ist. Auch Wasser mag er, und da hat er eine zweite Route quasi vor der Haustür: den Rundkurs am Breitenauer See. Beide Touren, die bereits Teil der Weinsberger-Tal-Wege sind, hat die Gemeinde mit dem Logo der Wanderbotschafter, einer quadratischen, rot-weißen Plakette mit stilisiertem Rollstuhl, gekennzeichnet. Das ist im Sinne von Ines Vorberg. Denn man habe das Symbol extra für die Beschilderung entworfen. „Die Leute können sich dann darauf verlassen, dass die Wege von uns geprüft worden sind.“
Die Naturparkführer im Team sind alle Vorschläge abgelaufen und haben die Beschreibung für den Flyer angepasst. „Wir sind ja Laien“, sagt Vorberg. Sie wünscht sich von dem Projekt eine Initialzündung, dass andere Naturparks es nachahmen und dass möglichst alle 48 Mitgliedskommunen im Schwäbisch-Fränkischen Wald inklusive Wanderrouten konzipieren. Hier und da sei das wegen der Topographie schwierig, ist sich Vorberg bewusst.

Umdenken erforderlich„Es muss mehr passieren in Sachen Teilhabe von mobilitätseingeschränkten Menschen“, fordert die BSK-Bezirksvorsitzende ein Umdenken. Dennoch ist sie sehr zufrieden, was in den drei Jahren erreicht worden sei. „Vielleicht sogar mehr als wir für möglich hielten“, meint Bernhard Drixler, der jetzt in Ruhestand gegangene Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Für ihn ist die Qualität das Entscheidende, nicht die Quantität. Und die Aufmerksamkeit, die das Projekt erfuhr, stellt er ebenso heraus. Inklusion ist Drixler schon immer ein Anliegen. Im Naturpark gibt es Veranstaltungen und Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung.
Die Aktion Mensch hat das Projekt, das rund 50 000 Euro kostete, mit 38 000 Euro gefördert. Neben dem BSK und dem Naturpark gehörte auch der Kreisjugendring Rems-Murr zu den Partnern.




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